Inklusiv klettern - mit der OBO nach Arco!

Eine Kletterreise nach Arco für Menschen mit Binderung, angeschlossen an die Jugendleiterausfahrt.

Bericht von Petra Wöhner

Im letzten Jahr ist aus den einmaligen Kletteraktionen mit der OBO, dem Verein für Offene Behindertenarbeit in Oberfranken eine regelmäßige Klettergruppe entstanden. Michelle, Denice, Alex, Heike und Jörg haben mittlerweile schon teils eigene Ausrüstung und freuen sich jedes Mal wieder auf den Termin. So war es kein Problem, genügend motivierte Teilnehmer für eine neue Herausforderung zu finden: Eine Kletterreise nach Arco, angeschlossen an die Jugendleiterausfahrt.

Geplant waren drei Tage Klettern, Klettersteig, Wandern und Dolce Vita am Gardasee bei spätherbstlichem Sonnenschein. Die letzten Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, als sich abzeichnete, dass wir mit schlimmstem Regenwetter, Stürmen und Unwetter rechnen müssten – von Sonnenschein keine Spur. 

Mit Kletterausrüstung, Regensachen und einem Notfallplan im Gepäck fuhren wir schließlich Anfang der Herbstferien Richtung Süden, um alles für die vier Mädels aus Coburg, Matthias aus Erlangen und die drei Betreuerinnen von der OBO, Julia, Lea und Karina, vorzubereiten. Als diese am Sonntag schließlich ankamen, war das Unwetter schon in vollem Gange, das weite Teile Norditaliens unter Wasser setzen und den Brenner zeitweise unbefahrbar machen würde.

Gemeinsam mit den Jugendleitern des DAV Coburg, die sich bereiterklärt hatten, beim Klettern zu helfen, waren wir etwa 25 Personen, die alle in unserem erprobten Quartier Garda Stivo untergebracht waren. Bei bester Laune fuhren wir am ersten Tag in die Salewa-Halle in Bozen, um dem strömenden Regen zu entgehen. Die Halle hat eine Höhe von 18 Metern und war auch für uns erfahrene Kletterer ein Erlebnis. Während Denice sich mit Mirjam und Marie in den langen Routen im fünften und sechsten Grad tummelte, kletterten Michelle und die anderen überwiegend im niedrigeren Teil, der aber immer noch mit der Coburger Halle mithalten kann. Besonders beeindruckend war Matthias, der noch nicht in Coburg geklettert war und nach kurzer Schnupperphase uns alle mit seinem Elan verblüffte. Er ist sicherlich 20 Routen an seinem ersten Klettertag geklettert! Die Rückfahrt verlief teils turbulent, denn einem der Busse wurde von einem Murenabgang der Weg abgeschnitten, sodass die eine Hälfte unserer Gruppe erst fünf Stunden später heimkam. Wir glücklich Heimgekommenen kochten derweil und man merkte schon, dass aus den beiden getrennten Gruppen langsam eine gemeinsame entstand.

Am folgenden Tag sollte das Wetter besser werden, sodass wir uns an den Klettersteig auf den Colodri wagen wollten. Leider kamen wir im Trockenen genau bis zum Einstieg, als es plötzlich wieder ordentlich zu regnen begann und wir das Unternehmen aus Sicherheitsgründen abbrachen. Nicht ohne ein tolles Gruppenbild zu machen! Stattdessen schlugen wir uns auf unwegsamen Steigen durch das Gelände unterhalb des Colodri zu einer Abseilstelle durch und übten dort eben dies. Denice seilte sogar schon allein ab!

Zum Glück (und sicher, weil wir am Vorabend alle aufgegessen hatten) war dann am letzten Tag das Wetter endlich einmal deutlich besser als angekündigt und wir fuhren auf wilden Wegen quer durch Massone (an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an Lea und Karina, die mir mitten durchs Dorf mit ihrem Bus gefolgt sind und es geschafft haben, durch die zwei 1,80 Meter breiten Häuserschluchten zu fahren, ohne ihr Auto anzusetzen, und mir nicht einmal böse waren) zu einem sehr familienfreundlichen Felsen unterhalb von Massone. Hier konnten wir den gesamten Tag bei teils strahlendem Sonnenschein endlich klettern und abseilen, bis alle müde waren. Denice und Julia, die mit ein paar Jugendleitern doch noch den Klettersteig in Angriff genommen hatten, konnten wir sogar beim Aufstieg erkennen und eine tolle Aussicht gab es obendrein.

Ein gemeinsames Abendessen in der Pizzeria rundete dann die Fahrt perfekt ab. Beim Abschied flossen dann allerdings die Tränen: Eigentlich war die Zeit viel zu kurz gewesen! Und ein bisschen Liebe war auch im Spiel – aber dazu verrate ich keine Einzelheiten. Vielen Dank an alle Jugendleiterinnen und Jugendleiter, die mit unglaublichem Elan und großer Freude dabei waren. Es war einfach großartig, die Zeit mit euch und der OBO in Arco zu verbringen. Die Pläne für nächstes Jahr nehmen langsam Gestalt an: Wir fahren auf die Coburger Hütte!

Petra Wöhner

Veröffentlicht in Jugend, Klettern mit Behinderung, Reise- / Tourenberichte.

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