Sofie punktet ihren ersten 8c

FISH EYE

Meine erste 8c. Wow.

Der Prozess war Genuss pur. Oben angekommen, hätte ich auch gerne nochmal 50 Meter rangehängt. Ende 2020 habe ich in Katalonien meine zweite Heimat gefunden.

Nachdem aus dem einwöchigen Rucksacktrip nach Spanien, für den ich mich kurzentschlossen mit dem Zug von Bordeaux aus aufmachte, nach und nach 4 Monate wurden, suchte ich mir damals ein schwereres Projekt in Oliana und tastete mich an meine erste 8c heran. Fish Eye erschien mir anfangs ein wenig steil, da vor allem die erste Hälfe der 50 Meter langen Tour eher von athletischen, weiten Zügen geprägt ist. Nach ein bisschen Überwindung und Muskelaufbau hatte ich den unteren Teil der Tour aber recht gut eingeschliffen. Die Tour hat zwei Crux-Sequenzen (eine in der Mitte und eine oben), die nicht wirklich sehr schwer sind, wenn man die Einzelzüge betrachtet. Doch die zahlreichen Klettermeter haben es einfach in sich und so sind Konzentration und Spannung, Wille und der richtige Kletterrhythmus bis oben hin entscheidend. Die Crux in der Mitte erfordert kontinuierliches Dranbleiben und Weiterschnappen, die Schlüsselstelle oben verlangt einen nicht vernachlässigbaren Einsatz von Fingerkraft und Balance.

Als ich mich nach Weihnachten zum insgesamt dritten Mal, diesmal mit Flixbus und Mitfahrgelegenheit, nach Katalonien aufmachte und die Tour erneut probierte, erschien mir der Durchstieg nicht sehr weit entfernt. Eigentlich war mir nach den ersten Versuchen in der Tour bewusst, dass es kein Nemesis Projekt werden würde. Dafür fühlten sich die Züge und der Ausdauercharakter der Tour viel zu sehr im Bereich meiner Möglichkeiten an. Auch ohne spezifisches Training (perfekt für mich als trainingsfaule Kletterin! ?). Vor zwei Wochen fiel ich dann bei meinen Versuchen an der letzten Crux etwa zwei Meter vor dem Umlenker. Da war mir klar, dass ich jetzt nur nicht die Nerven verlieren durfte und jeden Versuch bereits ab der Hälfte als geglückt zählen sollte. Die Strategie ging erstaunlicherweise auf und nachdem ich bei drei weiteren so guten Versuchen oben gefallen bin, und mir die Crux nochmal ganz genau eingeprägt habe, tja, da fühlte sich das Ganze beim Durchstieg einfach an wie eine wundervolle, bekannte Reise an dieser großartigen Wand. Am Tag des Durchstiegs wehte ein angenehm kühler Wind und bei jeder Ruheposition in der Tour genoss ich den Ausblick und die Landschaft um mich herum um immer wieder Kraft zu tanken und den Fokus und die Konzentration auf die herausfordernden kommenden Züge zu lenken. Was für eine wunderbare Erinnerung. Auch wenn es kein 100%-iger Ecopoint war, es war cool zu sehen, dass man auch mit dem Flixbus und ein paar mehr Stunden Anreise nach Spanien und wieder zurück kommt.

Und im gleichen Augenblick sehe ich schon wieder die Zeit für eine neue Herausforderung gekommen. Ich soll mir endlich mal was Schweres raussuchen, sagen sie dort in Oliana, irgendwas, wo ich vielleicht nicht so hochfliege… Naja so ganz schwerelos hat sich’s auch nicht angefühlt. Dennoch, mal sehen, was das nächste Projekt sein könnte. Ich bin auf jeden Fall hochmotiviert!!

Sofie Paulus

Fish Eye ist 50 m lang, ideale Aufgabe für Kletterinnen mit Ausdauer, Übersicht und guter Taktik

das es ihr an Bizeps mangelt, kann man nicht behaupten …

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