DER ECOPOINT ÜBERQUERT DEN ATLANTIK
Sofie Paulus und ihre gemeinsam mit Lena Müller entwickelte Ecopoint-Idee inspirierten die amerikanischen Kletterlegenden Tommy Caldwell und Alex Honold für ein gemeinsames Projekt. Sie machten sich im Ecopoint-Stil auf von Colorado nach Alaska. Darüber berichtet die Zeitschrift National Geographic in der Ausgabe vom November 2024. Hier der Link zum Artikel.
Wie kam es dazu? Das habe ich Sofie gefragt und sie hat mir erzählt, wie sie Tommy kennenlernte und erst vor kurzem wiedersah:
„Als ich Tommy Caldwell erst vor wenigen Wochen in den Granitwänden Cochamós, in Chile, antreffe, ist er noch immer hin und weg von seiner Ecopoint Reise nach Alaska und erzählt euphorisch, wie ihn das Ecopoint-Konzept dazu inspiriert hat, den Devil's umb nur mit Rad, Boot und zu Fuß zu erreichen. Gepäck und Filmer durften im Van anreisen (deshalb wohl eher Ecopoint light) aber was zählt sind hier eher der Spirit, das Abenteuer und die zugrunde liegende Idee des nachhaltigen Ansatzes. Chapeau!
Ich durfte Tommy Ende des Jahres 2022 persönlich kennenlernen. Für ein Athletenmeeting von Patagonia wurde ein einwöchiges sogenanntes 'Red River Gorge Climbing Offsite' in Kentucky, USA organisiert. Als Patagonia Climbing Ambassador war ich dazu eingeladen. Trotz Zweifel und Wissen um den großen CO2 Fußabdruck dieser Reise (geschätzt 2 Tonnen) habe ich mich dafür entschieden. Das erste Mal Europa verlassen und für etwas mehr als drei Wochen in das berühmte Sandsteinparadies in Kentucky...zum Kontakte knüpfen, klettern und staunen..und für einen Vortrag über Ecopoint. Denn das Highlight des einwöchigen Patagonia Meetings sollte ein Community Event sein - free pizza & beer at Miguel's Camping. Dafür wurden wir Athlet*innen um Präsentationen gebeten. Tommy, der das Community Event mit organisierte, schlug einen Ecopoint Vortrag meinerseits vor. Das wäre doch ein cooles und spannendes Thema, bezüglich Umwelt, Aktivismus und Community. Ich hatte da so ein bisschen Unbehagen - in die USA fliegen und dann über Ecopoint sprechen? Die Kritik an dieser Diskrepanz wäre mehr als gerechtfertigt. Andererseits sah das Ganze aber auch nach einer tollen Chance aus, für Austausch, neue Ideen und Anregungen zur Nachhaltigkeit des Klettersport in den USA.


Und so hielt ich den Vortrag, etwa 15 Minuten und vor einem für mich riesigen Publikum, ca. 400 Personen. Denn welche*r Kletterer*in lässt sich schon Freibier und - pizza entgehen. Und tatsächlich gab es super viel positives Feedback und Diskussion. In den USA sind einige Klettergebiete abgelegen, die Straßen teils äußerst gefährlich zum Radfahren, der ÖPNV oft inexistent und Distanzen werden dort generell etwas anders gewertet. Doch für alles gibt es einen Anfang. Wir gestalteten eine Tafel für Mitfahrgelegenheiten am Campingplatz, probierten das Ecopointen vor Ort mit dem Rad und pflanzten anscheinend doch ein paar fruchtbare Samen. Der Vortrag und die Reise haben sich sehr gelohnt und als Ausgleich die errechneten 2 t CO 2 Emissionen wurde in ein tolles Projekt zum Schutz der wilden Wälder Kentuckys gespendet. Der Ecopoint ist nun seit über zwei Jahren in meinem Gepäck, er freut sich über weitere Reiseziele und eine wachsende Community. Meist reist er mit den Öffis und den Rad, in manchen Fällen muss es aber auch Ausnahmen geben. Denn manchmal ist der Zweck mächtiger als das Mittel. Dies sinnvoll abzuwägen bleibt wohl meine Lebensaufgabe. Ich habe für mich jedenfalls festgestellt, dass sich Ecopoint Abenteuer sehr sinnvoll und gut anfühlen. Und auch Tommy scheint das ja sehr ähnlich zu sehen.
Auch der belgische Kletterer Seb Berthe klettert die Dawn Wall, die wohl weltweit schwerste Bigwall Route im kalifornischen Josemite im Ecopoint-Stil. Es sind also aufregende Zeiten für den Ecopoint auf der anderen Seite des Atlantiks. Unser Ecopoint hat es geschafft in die Kreise der nordamerikanischen Top Kletterer und die internationalen Medien (National Geographic).“
Johanna Beetz
